BioenergieFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Projekt 2012 - 2015: Detail

Projekt: Handlungsleitfaden Nachhaltige energetische Nutzung von Holz aus historischen Waldnutzungsformen

Region: naturkraft-region Hersfeld-Rotenburg/Schwalm-Eder
Beschreibung:

Scheitholznutzung ist traditionell die regenerative Brennstoffform, aus der die meiste Energie zur Wärmeerzeugung gewonnen wird. Im ländlichen Raum ist eine nachhaltige Belieferung aus ortsnahen Wäldern wieder zu einem wichtigen Faktor geworden. Auch auf historische Waldnutzungsformen nimmt der Druck zu, einen Beitrag zur Scheitholzbereitstellung zu leisten.

Für den im Rahmen der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt angestrebten grenzübergreifenden Biotopverbund spielen die reliktischen, kulturhistorischen Waldwirtschaftsformen neben den Prozessschutz-Wäldern und neuen Wildnisgebieten eine große Rolle als Kernflächen. Die Studie im Rahmen der naturkraft-region und im Auftrag des Naturparks Kellerwald-Edersee, gefördert vom BMELV, beleuchtet daher am Beispiel der Hutekuppenlandschaft bei Edertal-Gellershausen, ob eine Scheitholznutzung historischer Waldnutzungsformen unter dem Primat biologischer Vielfalt möglich ist. Die Hutekuppenlandschaft bei Edertal-Gellershausen soll als eine Pufferzone zwischen der werdenden Wildnis des Nationalparks Kellerwald-Edersee und der intensiver genutzten Kulturlandschaft dauerhaft gesichert und für den Naturtourismus in Wert gesetzt werden. Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes Kellerwald-Region ist eine Revitalisierung als ökologisch hochwertiger Funktionsraum und Erlebnislandschaft geplant. In Kooperation mit der Bevölkerung sollen nachhaltige Nutzungsformen erprobt werden.

Nieder- und Mittelwälder bauen in den ersten Jahrzehnten eine größere Biomasse auf als Hochwälder, während der Gesamtertrag über 120 Jahre in Hochwäldern höher ist. Allein aus Produktionsaspekten erscheint daher eine Rückkehr zur Mittel- und Niederwaldwirtschaft nicht gerechtfertigt. Aus forstlicher Sicht stehen bei der Niederwaldwirtschaft zudem minderwertige schwache Holzsortimente hohen Werbungskosten gegenüber. Für Selbstwerber ist die historische Nutzung dagegen interessant. Hinzu kommt die motivierende Win-Win-Situation mit Naturschutz, Klimaschutz und Landschaftspflege. Im Falle von Revitalisierungen sind allerdings die kulturhistorischen Waldnutzungsformen zu differenzieren. Gerade alte Hutewälder zeigen heute hochgradige Biodiversität. Sie müssen daher als ökologische Rückzugsräume und Ausbreitungszellen geschützt werden. Aber auch alte Mittel- und Niederwälder leisten ihren Beitrag zur biologischen Vielfalt. Hier sind ebenfalls Neuanlagen in der Umgebung der Altbestände erste Wahl.

Doch Nachhaltigkeitsstandards für die Nutzung von Brennholz, die über die Regelungen aktueller Zertifizierungssysteme hinausgehen müssen, sind bis heute so gut wie unbekannt. Da zudem entsprechende Schutzgebiete und ein gesetzlicher Biotopschutz fehlen, gibt es aktuell keine wirksamen Instrumente, eine ungeregelte Wiederaufnahme von Holznutzungen in wertvollen Relikten historischer Waldnutzung zu unterbinden. Die Chancen historischer und innovativer Holznutzungen sind aber nur im Einklang mit Naturschutzzielen zu sehen, im Rahmen eines nachhaltigen Klimaschutzes und mit dem Erhalt von Kulturlandschaften.

Auf Grundlage der Ergebnisse legt die Studie einen ersten verallgemeinerten Entwurf für einen Handlungsleitfaden zur Scheitholzgewinnung in historischen Waldnutzungsformen mit praxisorientierten Nachhaltigkeitsstandards vor. Regionale Rahmenkonzepte mit Zonierungen in Tabuflächen, Revitalisierungsbereichen und Entwicklungszonen spielen dabei eine große Rolle.

Ansprechpartner: Rainer Paulus
Telefon: 05621 96946-0
WWW: zur Website des Projektes
Projektzeitraum: 19.03.13 - 31.07.15
Kategorien:Betroffene Wertschöpfungskette:
  • Festbrennstoffe
Ebene des Stoffstroms:
  • Biomassebereitstellung
  • logistik_und_vermarktung
Weitere Kategorien:
  • Bildung & Wissenstransfer
  • Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation
  • Tourismus