BioenergieFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Projekt 2012 - 2015: Detail

Projekt: 100 % Erneuerbare Energien am Standort Nickelsdorf

Region: Bioenergie-Region Jena-Saale-Holzland
Beschreibung:

Erklärtes Ziel der Region Jena-Saale-Holzland war und ist ein stetiger Ausbau der EE. Neben den Ausbauzielen für den Bioenergiebereich ist dabei die Kombination aller Möglichkeiten der Nutzung regenerativer Energien zu sogenannten 100 % EE-Standorten von besonderem Interesse. Der Ort Nickelsdorf bietet mit Bestandsanlagen zur Nutzung von Wind- als auch Solarenergie hierfür gute Voraussetzungen. Ergänzt um eine Biogasanlage und entsprechende Anpassungen im Bereich Energiebedarf könnten alle Anlagen für eine quasi autarke Versorgung miteinander kombiniert werden. Das Energiemanagement, d.h. die bedarfsgerechte Kombination von Strom aus Biomasse, Wind und Solar, rückten somit immer stärker in den Fokus. Voraussetzung dafür ist das sogenannte „smart metering“, d.h. intelligente Zähler für das benötigte Energiemonitoring.

Start der Projektaktivitäten war am Standort Rittergut Nickelsdorf. Als Grundlage wurden zunächst die Energiedaten erfasst und ausgewertet. Relevant waren zum einen die Verbräuche an elektrischer Energie und an Holzhackschnitzeln als Energieträger zur Wärmegewinnung. Zum anderen wird am Standort bereits Energie zur Versorgung erzeugt. Die Abweichungsanalyse mündete in Empfehlungen, wie die Differenz zwischen Erzeugung und Verbrauch reduziert werden kann - beispielsweise durch Ausbau der Erzeugungsanlagen regenerativer Energien (Wind, Solar, Biogas etc.) in Kombination mit Energie-Einsparung durch Reduzierung des Verbrauches und Abgleich von Erzeugung und Verbrauch durch effiziente Laststeuerung und Speicherung. Nicht zuletzt wurden auch die Stromlieferverträge auf Optimierungsmöglichkeiten untersucht. Unterschiede in den Grundgebühren, Mengenrabatte etc. zeigten wirtschaftliche Einsparpotentiale auf.

Ergebnis des Energiemonitorings: Die Lastgangkurve der Energieverbräuche passt sehr gut auf die Erzeugungsskala der Photovoltaik-Anlage. Die Grundlast von ca. 20 % wird in der Jahresbilanz stets gedeckt (9.900 kWh Erzeugung vs. 43.400 kWh Verbrauch). Um den gesamten Strombedarf auch bedarfsgerecht zu decken, ist allerdings eine Erhöhung der Erzeugungskapazität von Nöten, bspw. eine Ost-West-ausgerichtete Anlage mit je 5kWel. Zusammen mit einem Batteriespeicher könnte so die elektrische Energieversorgung zu 100 % aus Eigenerzeugung gewährleistet werden.

Erarbeitete Empfehlungen:

  • Küchenbereich: Einsparung an Kühlung durch Veränderung der Kühltemperaturen, Abschaltung nicht notwendiger Aggregate, Einsatz energieeffizienter Geräte bei Ersatzbeschaffung
  • Tausch der Heizungspumpe Holzhackschnitzelheizung
  • Erhöhung der Erzeugungskapazitäten (PV, Solarthermie)
  • Austausch der ineffektiven „Tenne“-Heizanlage, Ersatz der fossilen Brennstoffe
  • Bürobereich: Einsatz energieeffizienter Geräte bei Ersatzbeschaffung
  • Überprüfung der Leistungsfähigkeit der Solarthermie inkl. der Pufferung

Umgesetzte Maßnahmen:

  • einheitlicher Stromliefervertrag über alle Liegenschaften des Ländliche Kerne e.V. (Träger des Rittergutes Nickelsdorf) – regional, ökologisch, günstiger
  • Erhöhung PV-Strom-Erzeugung – Konzeption einer 4 kW Anlage – Umsetzung stockt noch bei der Auseinandersetzung mit dem Denkmalschutz
  • Einbau einer Hocheffizienz-Heizungspumpe (Ersatzbeschaffung)
  • Heizung Tenne – effiziente Luftheizung auf Rapsöl-Basis (Ersatz Heizöl) – Konflikt: Der „neue“ Energieträger besitzt andere Eigenschaften als fossile Brennstoffe, was den Wartungsaufwand erhöht. Hier fehlt es bei Heizungsinstallateuren wie auch beim Vertrieb an den notwendigen Informationen. Auch die Beschaffung von Rapsöl wird aufgrund der Stilllegung vieler Pressen zunehmend schwierig.
  • Ersatzbeschaffung bei EDV durch energieeffiziente Notebooks
  • Leistungsprüfung der Solarthermie durch das Institut für regenerative Energietechnik der FH Nordhausen, Ergebnis steht noch aus
  • Einführung eines nachhaltigen Energiemonitorings an allen Liegenschaften des Vereines, um die Verbräuche und vor allem Unregelmäßigkeiten im Blick zu behalten. Bewusster Umgang mit Energie und den Möglichkeiten der Energieeinsparung.

Die Ausdehnung der Maßnahmen auf den gesamten Ort Nickelsdorf konnte bislang nicht erreicht werden, da sich durch einen Bürgermeisterwechsel die politischen Rahmenbedingungen änderten und auch der ortsansässige Landwirt noch nicht dafür aufgeschlossen werden konnte. Der Ländliche Kerne e.V. wird sich aber weiterhin dafür einsetzen, dass das begonnene Engagement fortgeführt wird. Nicht zuletzt als Bildungsstätte und Demonstrationsobjekt wird am Rittergut Nickelsdorf der Autarkie-Gedanke auch in Zukunft fortgeführt und weiter getragen werden. Zudem wurde in der neu aufgestellten RES LEADER die Entwicklung zur 100 % -EE-Region als langfristiges Ziel aufgenommen und mit Projektideen untersetzt.

Ansprechpartner: Thomas Winkelmann
Telefon: 036693/230944
WWW: zur Website des Projektes
Projektzeitraum: 01.09.12 - 01.07.15
Kategorien:Ebene des Stoffstroms:
  • Anlagenbezogene Massnahme
  • (flexible) Stromerzeugung & Vermarktung
Weitere Kategorien:
  • Energieeinsparung