BioenergieFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Projekt 2012 - 2015: Detail

Projekt: Effizienzsteigerung von Bioenergieanlagen: Nahwärmenetz Prebitz/ Funkendorf

Region: Bioenergieregion Bayreuth
Beschreibung:

Ziel des Biowärmeprojektes ist, die Häuser von Funkendorf und evtl. auch von Bieberswöhr mit klimafreundlicher Biowärme aus einer örtlichen Biogasanlage zur versorgen. Die Voraus­setzungen hierfür sind ideal. Dies hat eine von der Bioenergieregion Bayreuth veranlasste Untersuchung aller Biogasanlagen in der Region gezeigt: Erstens ist die nötige Energie durch die vor Ort anfallende Abwärme einer Biogasanlage reichlich vorhanden. Zweitens liegt die Biogasanlage nicht weit von möglichen Wärmeabnehmern entfernt. Und drittens wird die Umsetzung eines Nahwärmeprojektes in Funkendorf dadurch begünstigt, dass einige der damit verbundenen Maßnahmen auch über  das laufende Verfahren zur Dorferneuerung förderfähig sind.  

Erdöl wird immer knapper und gleichzeitig steigt weltweit die Nachfrage. Die logische Folge sind steigende Preise.  Prognosen gehen davon aus, dass die Marke von 1,50 Euro/Liter spätestens in 10 Jahren erreicht sein wird.

Wohl dem, der rechtzeitig umsteigt und auf erneuerbare Energien setzt.   Umweltverträgliche Wärme aus Bioenergie vor Ort zur Verfügung. Es fehlen nur noch ein  Leitungsnetz, das die Wärme in die Häuser bringt, und Menschen, die die Initiative ergreifen.  

Die Bioenergieregion Bayreuth und ihre Partner unterstützen die Aktiven vor Ort.  
 

Auftaktveranstaltung

Am Do. 6.2.2014 fand im Gemeindezentrum Prebitz  eine Auftakt- und Infoveranstaltung zu einem möglichen Bioenergie-Nahwärmeprojekt statt. Der Sitzungsraum im Gemeindezentrum war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Einladung hatte offenbar neugierig gemacht und Interesse geweckt.
Um zu ermitteln, ob sich ein Nahwärmenetz rechnen würde, ist es wichtig zu wissen, welche Haushalte grundsätzlich bereit wären, mitzumachen, und wie hoch der Wärmedarf ist. Diese Informationen werden über einen Fragebogen erhoben, der bei der Veranstaltung ausgeben wurde und an die Haushalte verteilt wurde, die nicht zur Infoveranstaltung kommen konnten.

Zweite Infoveranstaltung

Die Auswertung der Fragebögen wurde bei einer weiteren Infoveranstaltung präsentiert. Es zeigte sich: Die erforderliche Anzahl von möglichen Wärmekunden wurde erreicht und die Wirtschaftlichkeit des Projekte nachgewiesen. Nächster Schritt ist die Gründung einer Vorgesellschaft. Über diese und weitere Details informierte am 22.5.2014 die Bioenergieregion im Gemeindezentrum Prebitz.

Etwa 45 Bürger und damit Vertreter fast aller Haushalte waren zu der Informationsveranstaltung gekommen, um sich über die Auswertung einer Fragebogenaktion und über die Wirtschaftlichkeit des Projektes zu informieren. Mit den Berechnungen hatte die Bioenergieregion Bayreuth den Verein Energievision Frankenwald e.V. beauftragt, der bereits elf vergleichbare Nahwärmeprojekte auf den Weg gebracht hat.

Martin Kastner von der Energievision Frankenwald konnte fast durchwegs Positives berichten: Über 70 Prozent der Befragten finden die Idee eines Bioenergie-Nahwärmenetzes gut bis sehr gut. Dies ist ein hervorragender Ausgangswert, der die positive Haltung vor Ort widerspiegelt. Hinzu kommen weitere günstige Rahmenbedingungen:  Die Basis der Wärmeversorgung, die Biogasanlage Funkendorf, kann so viel Wärme liefern, dass sie auch in Spitzenlastzeiten alle Haushalte versorgen kann. Dadurch erübrigt sich die andernorts häufig erforderliche Investition in einen zusätzlichen Spitzenlastkessel.

Ebenfalls günstig stellt sich die Unterstützung durch Fördermittel dar. Aus Mitteln der Dorferneuerung und aus Zuschüssen der KfW-Bank sind ca. 237.000 Euro zu erwarten. Fast ein Drittel der Gesamtkosten von ca. 730.000 Euro sind damit gedeckt. Der Rest soll aus Eigenmitteln und zinsgünstigen Darlehen der KfW-Bank bestritten werden.

Entscheidend ist aber, wie viele Haushalte sich an das Netz anschließen: Aus Funkendorf liegen derzeit 27 Interessensbekundungen vor – ausreichend viele, um das Netz wirtschaftlich betreiben zu können. 15 Haushalte sind derzeit nicht anschlussbereit. Es spricht jedoch manches dafür, dass die Zahl der Anschlussnehmer noch steigen wird. Einige neue Interessenten haben sich bei der Veranstaltung bereits gemeldet.

Vergleich der Jahresvollkosten Biowärme vs. Heizöl

Die Wirtschaftlichkeitsberechnung geht davon aus, dass die Vollkosten für die Beheizung eines Hauses mit Biowärme deutlich unter den Vergleichswerten einer Ölzentralheizung liegen werden.  Besonders günstig ist, dass die Kosten für die Biowärme in Funkendorf in den nächsten 20 Jahren weitgehend konstant bleiben werden, während bei allen anderen Energieträgern deutliche Preissteigerungen zu erwarten sind.

Bei einer Ölheizungsanlage mit einem Verbrauch von 3000 Litern/Jahr liegen die Jahresvollkosten, in welche die Brennstoffkosten (Annahme 85 Cent / Liter Heizöl) aber auch – über 20 Jahre gemittelt - alle Investitions-, Wartungs- und Reparaturkosten eingerechnet sind,  bei 3400 Euro/Jahr. Aufgrund der Ölpreisentwicklung ist davon auszugehen, dass diese Kosten in den nächsten 20 Jahren auf mindestens 6000 Euro jährlich ansteigen werden.

Anders bei Biowärme. Hier würden die Jahresvollkosten aktuell ca. 2600 Euro liegen und auch im Verlauf der nächsten 20 Jahre nicht wesentlich ansteigen. Im Gegenteil. Wenn die Kredite nach dieser Zeit abbezahlt sind, kann der Wärmepreis sogar sinken. Die Funkendorfer können mit ihrem Nahwärmenetz also sehr gelassen den Preissteigerungen bei anderen Energieträgern entgegensehen.

Angestrebt wird eine Vollversorgung, das heißt die bisherigen Heizanlagen in den Häusern können komplett außer Betrieb genommen werden. Damit entfallen Kosten für Reparatur, Wartung und den Kaminkehrer. Und der Kellerraum mit den Öltanks steht künftig für anderweitige Nutzungen zur Verfügung.  Für den Fall, dass die Biogasanlage oder die wärmeliefernden Blockheizkraftwerke aufgrund eines Schadens ausfallen sollten, ist zur Sicherheit eine Reserveheizung auf Flüssiggas-Basis vorgesehen.

Anschluss des Ortsteiles Bieberswöhr ist nicht wirtschaftlich

Neben all den positiven Nachrichten für Funkendorf brachte die Vorplanung auch einen Wermutstropfen mit sich: Die ursprünglich geplante Einbindung des Ortsteiles Bieberswöhr ist nicht wirtschaftlich. Hierfür müsste das Netz um 1400 Meter verlängert werden. Diesem zusätzlichen Kostenpunkt steht eine zu geringe Wärmenachfrage aus Bieberswöhr gegenüber, was die Wirtschaftlichkeit negativ beeinflusst.

Gründung der Biowärme Funkendorf GbR

Am 2.7.2014 gründete sich im Gemeindezentrum Prebitz die Biowärme Funkendorf GbR mit elf Gründungsgesellschaftern. Bei der Veranstaltung wurden drei Geschäftsführer gewählt, die gemeinsam mit einer Planungsgruppe die nächsten Aufgaben anpacken. Bei der Die bei  der Gründungsveranstaltung, zu welcher die Bioenergieregion Bayreuth eingeladen hatte, gewählten Geschäftsführer – Stefan Potzel, Peter Senfft und Stefan Kausler üben ihre Tätigkeit zunächst nur kommissarisch aus. Die Geschäftsführung soll nämlich neu bestimmt bzw. bestätigt werden, wenn alle Nahwärmeinteressenten der neuen Gesellschaft beigetreten sind. 

Infofahrt

Die Neuwahl wird am 26. Juli 2014 stattfinden. An diesem Tag lädt die Biowärme Funkendorf alle Interessierten zu einer Informationsfahrt zu einem vergleichbaren Nahwärmeprojekt bei Rehau ein. Nach der Besichtigung wird die Wahl abgehalten.

Aufgaben der Biowärme Funkendorf GbR

Die neue als GbR geführte Gesellschaft ist nur für eine Übergangszeit notwendig. Sie soll den Weg für das Nahwärmenetz bereiten, indem sie eine detaillierte Kostenanalyse und Netzplanung erstellen lässt und mit den Haushalten Wärmelieferungsvorverträge abschließt.  Wenn später das Nahwärmenetz in Betrieb ist, muss aus haftungsrechtlichen Gründen eine andere Rechtsform für die Gesellschaft gewählt werden, z.B.  die Genossenschaft oder die GmbH und Co KG. 

Damit die GbR die nötigen Finanzmittel für die ersten Schritte zur Verfügung hat, wird von jedem Gesellschafter eine Einlage von 150 Euro erhoben. Es wird angestrebt, dass jeder Haushalt, der Biowärme beziehen will, der Gesellschaft beitritt. Die Einlage von 150,- Euro wird nach Inbetriebnahme des Nahwärmenetzes wieder erstattet.

Info-Website

Unter www.Funkendorf.wordpress.com wurde ein Website online gestellt, auf welcher im Lauf der nächsten Woche alle wichtigen Projektschritte  und aktuelle Informationen zu finden sein werden, z.B. zur Wirtschaftlichkeit, Netzplanung oder zur Infofahrt am 26. Juli 2014.

 


 

Ansprechpartner: Bernd Rothammel
Telefon: 0921 728340
WWW: zur Website des Projektes
Kategorien:Betroffene Wertschöpfungskette:
  • Biogas
Ebene des Stoffstroms:
  • Anlagenbezogene Massnahme
  • Wärmemassnahme
  • (flexible) Stromerzeugung & Vermarktung