BioenergieFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Projekt 2009 - 2012: Detail

Projekt: Qualifizierung von Ortsvertrauensleuten

Bundesland: Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
Region: Bioenergieregion Eifel (Koop. NRW/RLP)
Ansprechpartner: Markus Pesch
Adresse:

Bioenergieregion Eifel

Bahnhofstr. 16

53947 Nettersheim

Telefon: 02486-801922
Fax: 02486-911116
WWW: zur Website des Projektes
Projektzeitraum: 01.02.12 - 31.07.12
Links:

1       Hintergrund

Die Eifel ist geprägt von einem hohen Privatwaldanteil mit einer durchschnittlichen Waldbesitzgröße von unter einem Hektar. Fichtenaufforstungen aus den 1950er Jahren aber auch laubholzdominierte Wälder, die aus ehemaliger Niederwaldbewirtschaftung entstanden sind, prägen das Bild des Kleinprivatwaldbesitzes. Die Nutzungen bewegen sich nicht selten zwischen der völligen Aufgabe der Waldbewirtschaftung, der ausschließlichen Nutzung zur eigenen Brennholzversorgung und einer kahlschlagweisen Waldbewirtschaftung. Dies führt zu einer waldbaulich wie auch im Sinne der Wertschöpfung unbefriedigenden Situation. Die Zuwächse im Wald, die Einkommen aus dem Wald, die Versorgung von regionalen Sägewerken und lokalen Heizwerken oder die Deckung des Eigenbedarfs sind verbesserbar.

Mit Waldbesitzerschulungen haben die Akteure in der Region gemeinsam mit Landesforsten einen ersten Schritt zur gezielten Information der Waldbesitzer getan. Ein wichtiger weiterer Schritt wäre es, die bereits in den Waldbesitzerorganisationen Aktiven stärker einzubinden. Das Themenspektrum reicht von einer intensiveren Information, der Einbeziehung bei der Ansprache der Waldbesitzer, der Übernahme der Bündelung von Flächen bis hin zur Beteiligung bei Nutzungsvorhaben. Mit der stärkeren Einbeziehung dieses Personenkreises – gewissermaßen als lokale Multiplikatoren – erhielten die forstlichen Zusammenschlüsse eine bessere Verankerung in der Fläche. In einigen Regionen Bayerns haben die forstlichen Zusammenschlüsse mit der Etablierung von sog. Waldwarten solche lokale Multiplikatoren beispielhaft geschaffen.

Die Zukunft wird einen weiteren Rückgang der forstlichen Beratung mit sich bringen. Landesforsten Rheinland-Pfalz zieht sich sukzessive aus der Vermarktung von Holz aus dem Privatwald zurück. Das Personal auf der Fläche wird zunehmend zurückgefahren. Mit der Gründung von waldbesitzereigenen Vermarktungsgesellschaften in Bitburg (EWH Eifel Wald und Holz Management GmbH) und Prüm (Prümer Wald und Holz GmbH) sowie einer Forstwirtschaftlichen Vereinigung (Forstwirtschaftliche Vereinigung Eifel GmbH) sind in der Region private Vermarktungsorganisationen entstanden. Dies war nur dadurch möglich, dass die Waldbauvereine fest in der Region verankert sind. Der Waldbauverein Bitburg kann auf eine Mitgliedsfläche von ca. 9.500 Hektar (bei 13.000 ha Privatwald) und rund 1.800 Mitglieder (bei rund 20.000 Waldbesitzern) zurückgreifen. Die Rolle der Waldbauvereine und deren Vermarktungsorganisation sollen in Zukunft noch stärker werden. Sie wollen noch mehr als bisher ihre Mitglieder vor Ort aktivieren und so ein Netz von Aktiven aufbauen, das sie bei Ihrer Arbeit unterstützt.

 

2       Zielsetzung

Bereits heute verfügen die Waldbauvereine über Ortsvertrauensleute. Diese wieder stärker in die neuen Aktivitäten der forstlichen Zusammenschlüsse einzubeziehen wäre das zentrale Anliegen des Vorhabens. Auch in der Eifel soll aufbauend auf den bestehenden Ortsvertrauensleuten ein Netz lokaler Multiplikatoren geschaffen werden. Das Aufgabenfeld kann in der bloßen Ansprache benachbarter Waldbesitzer liegen, in der Vorplanung gebündelter Nutzungen, der Erstellung von Holzlisten oder der Kontrolle von Nutzung und Abfuhr. Dazu sollen diese Personen identifiziert, in regionalen Schulungsmaßnahmen qualifiziert und in den konkreten Aufgaben beispielhaft eingesetzt werden.

Die aktivere Rolle der Ortsvertrauensleute muss auch in Abstimmung mit den örtlichen Privatwaldbetreuern von Landesforsten erfolgen. Es sollen keine Parallelstrukturen aufgebaut werden. Die Aufgabe der Privatwaldbetreuer bleibt die Information der Waldbesitzer in Fragen der biologischen Produktion und zu Förderaspekten. Das Aufgabenspektrum der Ortsvertrauensleute soll es sein, Waldbesitzer in der Gemeinde zur gemeinsamen Nutzung zu motivieren, Teilaufgaben der technischen Produktion zu überwachen oder gar selbst zu übernehmen.

Dazu sollen in einer Konzeption das mögliche Aufgabenspektrum identifiziert und Schnittstellen definiert werden. Die Ortsvertrauensleute sollen in mehreren Veranstaltungen geschult werden, um anschließend beispielhaft Maßnahmen durchzuführen.

Der Waldbauverein Bitburg erwartet sich von dem Projekt einen weiteren Impuls zur Stärkung des privaten Waldbesitzes und seiner Organisationen in der Region.

3       Konkrete Umsetzung

Die konkrete Umsetzung des Vorhabens geschieht in mehreren Schritten, wobei die Durchführung von mehreren Informations- und Schulungsveranstaltungen sowie einer zentralen Veranstaltung aller Ortsvertrauensleute den Kern darstellen.

Im Einzelnen sind folgende Schritte vorgesehen:

1)  Planung und Konzeption

Zunächst erfolgt in einer Planungsphase die Klärung der übertragbaren Aufgaben an die Ortsvertrauensleute. Innerhalb des mit Landesforsten abgestimmten Aufgabenablaufs sollen die Ortsvertrauensleute in Zusammenarbeit mit den Betreuungsförstern einerseits und der vermarktenden Organisation der EWH andererseits an dieser Schnittstelle tätig werden. In Gesprächen mit Landesforsten und der EWH muss dieser Aufgabenablauf neu in gemeinsamen Gesprächen entwickelt werden.

Da in anderen Bundesländern, insbesondere in Bayern, vergleichbare Konzepte bereits in einigen Regionen umgesetzt sind, soll über eine Kontaktaufnahme ein Austausch zu diesen Programmen hergestellt werden.

Die Daten der Ortsvertrauensleute sind nicht in allen Fällen aktuell bzw. ehemals aktive Ortsvertrauensleute stehen heute für diese Aufgaben nicht mehr zur Verfügung; potenziell aktive Personen sind noch nicht einbezogen. Im Rahmen der Planungsphase wird eine Aktualisierung der Adressenliste durchgeführt.

Für die lokalen Tagungen sowie für die abschließende Veranstaltung wird auf der Grundlage der diskutierten Aufgaben ein schriftliches Konzept erstellt und mit der Vorstandschaft des Waldbauvereins abgestimmt. Darin werden auch Fragen einer möglichen Vergütung und deren Finanzierung diskutiert.

2)  Schulungsmaßnahmen für Ortsvertrauensleute

Geplant ist die Durchführung von fünf bis sechs lokal-regionalen Treffen für Ortsvertrauensleute. Eine räumliche Orientierung erfolgt an den Verbandsgemeinden des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Bereits in den Einladung sollen die potenziellen Teilnehmer informiert werden über die Strategie des Waldbauvereins zum Aufbau von lokalen Unterstützern und gleichzeitig motiviert werden, diese Aufgaben zu übernehmen.

Die Schulungsmaßnahmen enthalten Informations- und Workshopelemente, die im Wesentlichen von den bekannten Akteuren des Waldbauvereins, der EWH und von Landesforsten präsentiert werden. In den Veranstaltungen soll im gegenseitigen Dialog die umsetzungsnahe Ausgestaltung des Konzepts erarbeitet werden. Aus diesen Veranstaltungen sollen sich konkrete Ansätze für die Durchführung von Maßnahmen unter Einbeziehung der Ortsvertrauensleute ergeben.

Die Ortsvertrauensleute erhalten im Rahmen der Schulungsveranstaltungen eine Informationsmappe, in der wichtige Fragen, Daten und Adressen aufgeführt sind und die sie bei der Durchführung ihrer Arbeiten unterstützen soll.

Über einen Evaluationsbogen zu den Veranstaltungen, sollen Fragen der Motivation und des Erreichens der Zielsetzung ermittelt werden. Zudem bietet eine Evaluation die Möglichkeit zur Optimierung von Folgeveranstaltungen.  

3)  Durchführung von Beispielvorhaben und deren Evaluierung

Unter Einbeziehung von Ortsvertrauensleuten werden ein bis zwei Beispielvorhaben innerhalb des Projektzeitraums durchgeführt. Das bedeutet, dass in Zusammenarbeit mit Landesforsten bzw. den Betreuungsförstern durch die Ortsvertrauensleute eine Ansprache der Waldbesitzer erfolgt und die Betreuung der Erntemaßnahmen soweit möglich auch von diesen unterstützt wird. Eine genaue Festlegung des Aufgabenspektrums wird erst nach Ende der Planungsphase vorliegen.

Es erfolgt eine qualitative und quantitative Auswertung der Maßnahme durch Befragung der Beteiligten und durch die Auswertung der Abrechnungsdaten. Es werden z.B. das Verhältnis von angesprochenen Waldbesitzern zu an einer Nutzungsmaßnahme teilnehmenden Waldbesitzern ermittelt, Zeitaufwände geschätzt, die Zufriedenheit mit den Abläufen erfragt, der Datenfluss zwischen den Beteiligten evaluiert und die eingesetzten technischen Hilfsmittel bewertet.

Die Ergebnisse der Umsetzung in der Praxis erlauben eine Rückkopplung zum gesamten Konzept ‚Ortsvertrauensleute‘ und zu dessen evtl. notwendiger Überarbeitung.

4)  Gemeinsame Informations- und Qualifizierungsveranstaltung

In einer gemeinsamen Informations- und Qualifizierungsveranstaltung sollen gegen Ende des Projektzeitraums die Erfahrungen, Ergebnisse und das weitere Vorgehen vorgestellt werden. Die Veranstaltung soll informierenden und motivierenden Charakter haben. Dabei soll aus den Erfahrungsberichten aller Beteiligten (Ortsvertrauensleute, Betreuungsförster, Vermarktung) das Modell der ‚aktiven Ortsvertrauensleute‘ diskutiert werden.

In Vorträgen sollen auch die Erfahrungen aus anderen Regionen Deutschlands – soweit dies als hilfreich beurteilt wird – einbezogen werden.

Die Veranstaltung wäre nicht nur Abschluss einer Projektphase sondern idealerweise der Beginn einer breiter angelegten Umsetzungsphase des Konzepts. Dazu wäre es hilfreich, Aussagen politischer Vertreter über die künftige ideelle und finanzielle Unterstützung dieses Konzepts für Regionen mit extrem kleinparzellierten Waldflächen zu erhalten.

5)  Abschlussbericht und Veröffentlichungen

In einem Abschlussbericht werden die wesentlichen Ergebnisse und auch Empfehlungen dokumentiert. Diese Dokumentation sowie eine Informationsmappe können auch für andere Regionen als Handreichung zum Aufbau eines professionalisierten Ehrenamtes dienen.

Die Ergebnisse werden in der lokalen Presse und in der forstlichen Fachpresse veröffentlicht. Die Dokumente werden zudem  in den wichtigen Online-Portalen der beteiligten Akteure (Bioenergieregion, Landesforsten, Waldbesitzerverband, Waldbauverein) zum Download bereitgestellt. 

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