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Nachhaltiger Biomasseanbau: Landnutzungsänderungen mit Geodaten verlässlich prüfen

GRAS erkennt Landnutzungsänderungen auf Basis von Satellitendaten und dokumentiert ökologisch und sozial sensible Regionen

Die Internet-Plattform GRAS steht für Global Risk Assessment Services. GRAS trifft für konkrete Gebiete Aussagen, inwieweit Landnutzungsänderungen – z. B. durch Rodungen – oder Veränderungen des sozialen Umfelds die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien beim Biomasseanbau in Frage stellen. Damit erleichtert GRAS die Auditierung und Zertifizierung, wie sie für Biokraftstoffe vorgeschrieben ist, aber auch die Überprüfung freiwilliger Nachhaltigkeitsverpflichtungen beispielsweise im chemischen, Nahrungs- oder Futtermittelsektor.

Die Abholzung oder Brandrodung von arten- und kohlenstoffreichen Wäldern mit nachfolgender Umwandlung in Agrarflächen ist mit europäischen Nachhaltigkeitsstandards nicht vereinbar. Auf diesen Flächen produzierte Rohstoffe dürfen per Gesetz für Biokraftstoffe nicht zum Einsatz kommen. Auch andere Industriezweige bzw. Unternehmen lehnen den Einsatz von Soja, Palmöl und anderen Rohstoffen im Rahmen von Selbstverpflichtungen ab, sofern sie von ehemals arten- oder kohlenstoffreichen Flächen stammen, und haben öffentlich freiwillige Selbstverpflichtungen zum Aufbau sogenannter „no deforestation“-Lieferketten abgegeben. Allerdings stellt Greenpeace den großen Markeneignern in seiner kürzlich vorgestellten Studie zu Palmöl-Lieferketten1 ein schlechtes Zeugnis aus und stuft den Entwicklungsstand als insgesamt niedrig ein.

Mit GRAS steht jetzt ein Instrument zur Verfügung, mit dem die praktische Umsetzung solcher Verpflichtungen schnell und einfach überprüft werden kann. Hierfür nutzt GRAS verschiedene Geodaten aus Fernerkundungssystemen und ist durch seine innovativen Analysesysteme in der Lage, echte Landnutzungsänderungen von vermeintlichen (wie der Abholzung bestehender Ölpalmplantagen mit nachfolgender Neuanpflanzung) zu unterscheiden. Landnutzungsänderungen auf ausgewählten landwirtschaftlichen Flächen oder in ganzen Einzugsgebieten kann GRAS bis zum Jahr 2000 zurückverfolgen und auch die Umwandlung von Gras- in Ackerland aufzeigen.

„No go“- und „Risk“-Gebiete, in denen eine landwirtschaftliche Produktion nicht oder nur unter Auflagen zulässig ist, weist das System explizit aus. GRAS verfügt zudem über Kohlenstoffkarten und regionale Werte für Treibhausgasemissionen (die sogenannten NUTS2-Werte). Das gesellschaftliche Umfeld berücksichtigt die Einbindung von sozialen Indizes wie der Welthungerindex, der Human Development Index u. a., die in die Entwicklung eines „Social Factors“ münden.

Die Gesamtheit der Daten aus ökologischen und sozialen Komponenten ergeben einen sogenannten „GRAS Index“. Er umfasst und beschreibt die jeweiligen regionalen Chancen und Risiken, in dem er gewichtete Werte aus Landnutzungsänderungen, Artenvielfalt, Kohlenstoffbestand und sozialen Komponenten ermittelt und dargestellt.

Die Internet-Plattform GRAS https://www.gras-system.org/ wurde zunächst für Europa, Nordamerika, Brasilien, Argentinien, Indonesien sowie Malaysia entwickelt und getestet, ist jedoch regional erweiterbar. Zudem kann auch eine inhaltliche Weiterentwicklung – beispielsweise mit Fokus auf die Ressource Wasser – erfolgen.

Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ unterstützt.

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Torsten Gabriel
Tel.: +49 3843 6930-117
Mail: t.gabriel(bei)fnr.de

PM 2016-15

GRAS-Logo; Quelle: Meo Carbon Solutions GmbH

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