Biomasse-Potenziale
Bioenergie ist weltweit die meistgenutzte regenerative Energiequelle. Ihre Potenziale sind beträchtlich, insgesamt aber begrenzt. Die Biomasse für die Erzeugung von Bioenergie in Form von Wärme, Strom und Kraftstoffen stammt von Forst- bzw. von landwirtschaftlich genutzten Flächen und in geringem Maße auch aus aquatischen Systemen.
Eine bedeutende Bioenergiequelle ist zudem die Nutzung von biogenen Nebenprodukten, Reststoffen und Abfällen. Es gilt der Grundsatz "Nahrung zuerst“: Landwirtschaftliche Flächen sollen vorrangig der Nahrungsproduktion dienen. Im Folgenden sind Grundlagen, Bioenergiepotenziale, Status Quo und Ziele kompakt dargestellt.
Wie hoch sind die Bioenergie-Potenziale und in welchem Umfang können diese überhaupt genutzt werden?
Bei der Potenzialanalyse unterscheidet man nach theoretischem, technischem, wirtschaftlichem und erschließbarem Potenzial. Die ermittelten Werte beziehen sich in der Regel auf das technische Energiepotenzial.
Definitionen nach Kaltschmitt, 2001
- Technisches Potenzial: Anteil des theoretischen Potenzials, der unter Beachtung vorhandener Beschränkungen nutzbar ist. Die Beschränkungen können u.a. technischer, struktureller oder gesetzlicher Natur sein.
- Wirtschaftliches Potenzial: Anteil am technischen Potenzial, der wirtschaftlich erschließbar ist. Aufgrund vielseitiger Betrachtungsweisen und ständiger Veränderungen ist es nur schwer quantifizierbar.
- Erschließbares Potenzial: Anteil am technischen Potenzial, das nutzbar ist. Aufgrund von Rahmenbedingungen kann dieses kleiner oder größer als das wirtschaftliche Potenzial sein. Wie beim wirtschaftliche Potenzial bestehen auch beim erschließbaren Potenzial erhebliche Unsicherheiten.
Bioenergiepotenzial 2050 - Was kann Bioenergie leisten?
In 2020 lieferte Bioenergie 9,7 Prozent des Primärenergieverbrauchs (PEV) in Deutschland, der insgesamt bei 11.784 PJ lag. Experten gehen davon aus, dass er bis zum Jahr 2050 auf knapp 7.200 PJ sinken wird. Wenn wir dann alle vorhandenen Biomassepotenziale energetisch bzw. über die Kaskadennutzung erst stofflich und im Anschluss energetisch nutzen, können wir über ein Viertel unseres PEVs decken. Voraussetzungen dafür sind ein gesellschaftlicher Konsens und entsprechende Rahmenbedingungen.
Die Zahlen zeigen: Vor allem Landwirte können zum Fortschritt der Energiewende beitragen und mit Bioenergie eine steuer- und regelbare Ergänzung zu Wind und Sonne liefern.
Energiepflanzen:
Energiepflanzen wie Mais, Raps, Rüben, Getreide, Gräser oder umweltfreundliche Dauerkulturen wie die Durchwachsene Silphie, Wildpflanzenmischungen oder Agrarholz (schnell wachsende Baumarten) leisten auch künftig einen wichtigen Beitrag zur Bereitstellung von Energie aus heimischen erneuerbaren Quellen. Für die Potenzialgrafik wurde die Fläche für den Energiepflanzenanbau auf 2,5 Mio. Hektar gedeckelt und eine effiziente Nutzung der Ganzpflanze angesetzt. Die Potenziale aus der Nutzung von Energiepflanzen erreichen so 458 PJ.
Energie aus Waldholz:
Die energetische Nutzung von Waldholz von 210 PJ bezieht sich nur auf den energetischen Anteil des Holzeinschlags in Deutschland. Der Holzeinschlag umfasst die aus dem Wald entnommene Holzmenge für die stoffliche und energetische Verwendung. Er wird durch eine „Einschlagrückrechnung“ des Thünen Institut (TI) ermittelt. Dieser Potenzialbetrachtung liegt die Einschlagrückrechnung aus 2020 für das Jahr 2019 zu Grunde.
Biogene Rest- und Abfallstoffe
Das Potenzial für die energetische Verwendung biogener Rest- und Abfallstoffe beträgt 1.005 PJ. Grundlage sind Auswertungen der DBFZ-Ressourcendatenbank (https://webapp.dbfz.de/resources). Das technische Biomassepotenzial von 1.005 PJ ergibt sich aus der Summe der bereits energetisch genutzten Reststoffe (524 PJ) und dem ungenutzten, mobilisierbaren Potenzial von 481 PJ.
Biomassepotenziale Deutschlands
Bei der Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger hat auch in Deutschland die Biomasse einen besonderen Stellenwert. Im Rahmen einer Studie wurden die in Deutschland vorhandenen Potenziale von biobasierten Rest- und Abfallstoffen recherchiert, übersichtlich dargestellt und wissenschaftlich bewertet. Durch die Beteiligung mehrerer Institutionen entstand eine bisher noch nicht existierende Datengrundlage. In der Studie werden sowohl die gegenwärtig genutzten als auch die ungenutzten Biomassepotenziale dargestellt. Die Ergebnisse sind unter dem Titel "Band 36: Biomassepotenziale von Rest- und Abfallstoffen - Status Quo in Deutschland" veröffentlicht.
Biomassepotenziale in den Bundesländern
Mit etwa zwei Dritteln stellt Bioenergie den größten Teil der erneuerbaren Energien in Deutschland. Die Rohstoffe, die dies ermöglichen, reichen von Energiepflanzen über Wald- und Resthölzer bis hin zu Abfällen aus Landwirtschaft und Biotonne. Je nach regionalen Gegebenheiten sind die Bioenergie-Potenziale in Deutschland unterschiedlich groß und bislang unterschiedlich stark genutzt. Das macht der "Potenzialatlas - Bioenergie in den Bundesländern" deutlich. Entwickelt wurde der Atlas von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) auf Basis von Untersuchungen des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ).